Was meinen Sie, wie häufig geht Ihnen eine Zecke „durch die Lappen“, wenn Sie Ihr Haustier auf Zecken durchsuchen? Diese kleinen Viecher sind echt schwer zu erkennen und je nach Fellfarbe und Felldichte ist die Suche gleich schwer wie die einer Nadel im Heuhaufen. Katzen machen die Zecken meist nichts aus, sie spüren sie kaum und irgendwann fallen die Zecken aber oder sie kratzen sie weg, auch sind die Konsequenzen einer Krankheitsübertragung bei Katzen statistisch gesehen nicht so häufig und gravierend. Hundebesitzer hingegen sind gewarnt, denn Zecken wie der gemeine Holzbock übertragen die Krankheitserreger, die für die Borreliose verantwortlich sind.
Frühzeitiges Entfernen der Zecke oder Abwehr der Insekten
Werden die Zecken nicht kurz nach dem Zeckenbiss vollständig und nach allgemeiner Anleitung entfernt, drohen Bakterien der besonderen Milbenart Zecke auf den Wirt überzugehen. Es gibt verschiedene Zeckenarten wie jedoch ist der gemeine Holzbock – Ixodes ricinus – die meist gefürchtete Art, gefolgt von anderen Schildzecken wie Igelzecke, Schafzecke oder Auwaldzecke. Aber auch die Hirschzecke, braune Hundezecke und sind in Deutschland häufig vorkommende Lauerer, die an einem Grashalm hängen und sich so ausstrecken, dass sie sich an vorbeikommende Lebewesen festhalten können. Gelingt es der Zecke sich festzusaugen und über längere Zeit am Wirt zu bleiben, können Bakterien übertragen werden. Gefürchtet sind dabei Zecken, die Erreger wie Borrelia burgdorferi oder FSME-Viren in sich tragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Zecken mit einem der Erreger belastet sind ist in Südeuropa bzw. Süddeutschland größer als in Nordeuropa bzw. Norddeutschland. Durch die Klimaerwärmung und immer mildere Winter bzw. längere Perioden mit milden Temperaturen wird auch die Verbreitung bzw. die Erhöhung der Quote der mit Borrelien infizierten Zecken in ehemals kältere Gefilde wahrscheinlicher. Etwa 30% der Zecken tragen Borrelia Burgdorferi in sich, es gilt also das frühzeitige Absammeln vom Haustier und auch vom Menschen, denn auch vom Tier kann die Zecke z.B. über Decken oder Sitzmöbel hinüber krabbeln. Dabei sagt man, dass die Zecke in den ersten 16 – 24 Stunden nach dem Befall noch keine Bakterien auf das Wirtstier überträgt.
Reicht Zeckenabwehr?
Inzwischen mehren sich auch Berichte, dass nicht nur Zecken sondern auch Fliegen, Mücken, Flöhen und Bremsen den Auslöser der Lyme Borreliose in sich tragen und übertragen können. Somit sind Menschen und Tiere auch durch Stiche fliegender Insekten dem Risiko einer Infektion mit Borreliose-Bakterien ausgesetzt. Damit reicht nicht mehr das Absammeln von krabbelnden Zecken sondern häufig wird ein Repellent, also eine chemische Abwehr gebraucht. Als sanfte Alternative werden natürliche Repellens wie z.B. die Laurinsäure, die in Kokosöl vorkommt, empfohlen. Auch stark riechende Gewürze wie Curcuma oder Knoblauch können Insekten abschrecken. Allerdings müssen eben alle in Frage kommenden Insekten zuverlässig abgewehrt werden. Dies ist meist nur mit einem chemischen Mittel möglich, dass die Parasiten nach dem erst Stich bzw. Biss abtötet. Die Entscheidung, dem Tier in den Frühjahrs- und Sommermonaten einen Repulsivstoff zu geben oder eine Infektion mit Krankheiten wie Borreliose zu riskieren, bleibt jedem Tierbesitzer selbst überlassen.
Wie gefährlich ist die Borreliose?
Die Borreliose bleibt häufig unentdeckt, insbesondere wenn man den Stich bzw. Biss des übertragenden Insektes nicht wahrgenommen hat. Auch sind die besonders kleinen Nymphen, die man kaum entdecken kann, inzwischen nachweislich auch Infektionsüberträger der Krankheit. Früher dachte man, dass die kleinen jungen Nymphen noch nicht mit Borrelien infiziert sind, tatsächlich betrachtet man die jungen Zecken aber inzwischen als gefährlicherer Überträger. Standardmäßig wird eine Antibiose mit Antibiotika wie Doxycyclin über 2 bis 4 Wochen durchgeführt. Dies jedoch nur, wenn der Stich entdeckt wurde, eine Rötung auftritt und der Tierbesitzer einen Tierarzt aufsucht. Die Quote an Erkrankungen an Borreliose ist bei Hunden erheblich höher als bei Katzen, da Katzen anscheinend keine Rezeptoren für die Borrelien bieten oder deren Immunsystem besser damit zurechtkommt. Die Infektion mit den Borrelien verläuft in der Regel anfangs relativ symptomlos. Genauso wie beim Menschen kann eine Röte um die Einstichstelle auftreten, tut sie aber nur selten und dann wahrscheinlich aufgrund der Felldichte unentdeckt.
Späte Symptome der Borrelien Infektion
Erst nach Wochen oder Monaten können Symptome wie Fieber, Lahmheit, Schmerzen – insbesondere in den Gelenken – und allgemeine Lustlosigkeit auftreten. Auch Organe wie Nieren, Leber und Bauchspeicheldrüse können plötzlich unerklärliche auffällige Werte aufweisen. Da denkt man nicht unbedingt an einen länger zurückliegenden Biss. Verursacht werden diese unspezifischen Symptome durch die spiralförmigen Borrelien, die im Körper wandern und sich in den o.g. Bereichen einnisten. Besonders oft nisten sich die sogenannte Spirochäten in Gelenken ein und verursachen dort Symptome wie Arthritis, Lahmheit oder Muskelschmerzen, die dann aber nicht als Borreliose behandelt werden. Auch ist fraglich, ob eine Behandlung mit Antibiotika tatsächlich hilfreich ist, da sie die Borrelien häufig nicht erreicht und einfach nur andere Bakterien und Krankheitserreger durch die Antibiose abgetötet werden. Wenn das Antibiotikum also nur kurzfristig hilft, aber die Symptome immer wieder auftreten, sollte man von einer Infektion ausgehen, gegen die das Antibiotikum nicht hilft.
Welche Stadien der Borreliose gibt es?
Um zu verstehen, welche Therapiemöglichkeiten es gibt, muss man wissen, dass es mehrere Stadien der Borrelien Erkrankung gibt. Außerdem ist interessant zu wissen, dass diese pathogenen Erreger sehr anpassungsfähig und zu ihrem Schutz mehrfach umhüllt sind. Ganz außen befindet sich eine schleimige Proteinschicht, die sie vor den T-Zellen ihres Wirtes schützt. Das ist schon mal der wichtigste Faktor, dass sie nicht erkannt und effektiv vom Immunsystem von Tieren und Menschen bekämpft werden können. Die raffinierten Erreger können sich außerdem in eine Art Kugel verwandeln, die sie rundherum ohne jeglichen Angriffspunkt schützt. In diesem Zustand können sie ihr Leben gänzlich einstellen, sie ruhen ohne zu verstoffwechseln und bereiten ihrem Wirtsorganismus keinerlei Beschwerden.Tatsächlich sind es nicht die Borrelien selbst, die im Wirtstier Krankheitszeichen auslösen sondern die Ausscheidungen bzw. Stoffwechselabfälle.
Im 1. Stadium
werden mit dem Stich die Erreger übertragen, eine Entzündung unter Umständen mit Rötung und Schwellung entsteht lokal an der Stichstelle. Zu diesem Zeitpunkt kann man die Haut falls Borrelien vorhanden sind noch ganz gut nach Entfernen der Zecke mit Desinfektionsmitteln oder natürlichen Mitteln wie Teebaumöl erwischen solange sie noch auf der Haut sind. Sind die Parasiten bereits eingedrungen, verteilen sie sich im Blut und machen bei Haustieren in der Regel noch keine wahrnehmbaren Symptome. In dieser Phase kann das Tier mit einem Antibiotikum behandelt werden, auch andere Mittel wie die wilde Karde können zum Abtöten der Borrelien gegeben werden.
Im 2. Stadium
sind die Krankheitserreger bereits Wochen oder Monate im Organismus. Erste Anzeichen für dieses Stadium ist nach 2-6 Monaten eine beginnende Lahmheit. Sie kann auch plötzlich über wenige Tage auftreten und dann wieder für mehrere Tage oder Wochen verschwunden sein. Gleichzeitig mit der Lahmheit können leicht erhöhte Temperatur aber auch Schwellungen an den lahmen Gelenken bzw. Extremitäten auftreten. Auch Lymphknotenschwellung ist möglich. Die Beschwerden können sich in mehrfachen Zyklen wiederholen. Eine antibiotische Behandlung in dieser Phase würde der Tierarzt als Langzeitbehandlung ansetzen. Optional gibt man in dieser Phase pflanzliche Alternativmedizin.
Im 3. Stadium
manifestiert sich die Borreliose in ganzem Ausmaß mit ggf. mehreren Krankheitszeichen: Anhaltendes offensichtliches Lahmen, Schlappheit, Mattigkeit, Apathie, Schwellungen besonders der (Sprung-) Gelenke, Appetitlosigkeit, offensichtliche Schmerzen, Funktionsstörungen von Nieren, Blase, Herz, Nerven, Fieber oder Fieberschübe. Eine antibiotische Behandlung ist aufgrund der oben beschriebenen Wandlungsmöglichkeiten des Burgdoferi-Bakteriums zwar möglich, aber diese müsste über Monate bis Jahre angesetzt werden mit ungewissem Erfolg. Auch nach Abklingen von Symptomen müsste die Antibiose fortgesetzt werden.
Welche Alternativen gibt es zur Behandlung von Borreliose
Antibiotika belasten nicht nur den Körper sondern töten alle Bakterien ab, auch gute und gewollte Bakterien, die für Lebewesen wichtig sind. Daher zögern viele Menschen und auch Ärzte das Haustier mit Antibiotika zu behandeln, wenn es nicht wirklich notwendig ist. Aber auch Resistenzen der Bakterien gegen Antibiotika oder Unwirksamkeit aus o.g. Gründen lassen die medizinische Forschung nach anderen Methoden gegen Krankheiten mit chronischem Verlauf suchen. In jüngerer Vergangenheit wurde nach pflanzlichen Alternativen gesucht, um bakterielle und virale Infekte mit schwerwiegenden Folgen erfolgreich zu behandeln. So gelangten 2015 die pflanzlichen Extrakte Avermectin aus dem Pilz Streptomyces avermitilis und Artemisinin aus Artemisia Annua zu Berühmtheit. Den Forschern (William C. Campbell und Satoshi Omura sowie Youyou Tu wurde der Nobelpreis für die Entdeckung der Kräuterextrakte verliehen. Beide wirken auf verschiedene Weise gegen verschiedene Parasiten und Krankheiten.
Extrakte aus heimischen und exotischen Pflanzen
Die Anwendung der Pflanzenextrakte hat ihren Ursprung in asiatischen und afrikanischen Ländern, wo botanische Arzneimittel seit jeher zur Eindämmung von Krankheiten und Behandlung von Symptomen verwendet wurden. So tragen einige der antimikrobiell wirkenden Pflanzen nicht mal einen deutschen oder englischen Namen wie Cryptolepis sanguinolenta, die traditionell gegen Malaria verwendet wurde. Eine Studie aus 2020, die 12 Naturstoffextrakte auf ihre Wirkung auf den Erreger der Lyme Borreliose untersuchte, zeigte dass 7 von Ihnen schon in einer 1%-igen Lösung Aktivität auf die unterschiedlichen Stadien der Borrelia Burgdorferi. Hingegen hatten 5 Stoffe nur geringe oder gar keine Aktivität und schieden damit in diesem Bereich aus.
Während Artemisia Annua, Juglans nigra und Uncaria tomentosa eine hohe Aktivität gegen die nicht wachsende Phase der Borrelia B. zeigten, waren Cryptolepis sanguinolenta und Polygonum cuspidatum gegen alle stationären Phasen des Borrelia-Bakteriums hochaktiv. Dabei erweist sich Cryptolepis zwar als hochaktiv, aber komplex in der Anwendung, da es auch hochtoxisch sein kann. Hingegen ist der japanische Knöterich – Polygonum cuspidatum – relativ einfach in der Anwendung und auch in Europa relativ einfach erhältlich.
Welche Kräuter helfen konkret?
Da die Forschungen in diesem Bereich noch nicht abgeschlossen sind und auch in naher Zukunft nicht mit der gründlichen Erforschung der heilenden Pflanzenextrakte zu rechnen ist, bleibt die Behandlung von Borreliose ein Versuch, der aber aufgrund der Studienergebnisse durchaus aussichtsreich ist. Dabei wird nicht nur eine Studie zurate gezogen sondern auch andere Studien, die sie pflanzliche Arznei auf ihre Wirksamkeit bei unterschiedlichen parasitären und bakteriellen Erkrankungen untersuchen.
Gibt man mehrere Pflanzenextrakte als Kombination sollten die Borrelien in ihren unterschiedlichen Aktivitätsstadien bekämpft werden. Etwaigen anderen Bakterien, die beim Biss mit übertragen wurden, kann ebenfalls zu Leibe gerückt werden. Die in Europa nicht so häufig vorkommende Babesiose kann mit einem ähnlichen Kräutermix behandelt werden. Zusammenfassend sind also folgende Kräuterextrakte vielversprechend:
Polygonum Cuspidatum – Japanischer Staudenknöterich -> 1 Tablette pro Tag ab 20kg, ½ Tablette unter 20 kg Tiergewicht
Cryptolepis sanguinolenta – Achtung kann toxisch sein, daher nicht empfohlen!
Artemisia Annua – einjähriger Beifuß 5 Tropfen unter 20 kg 10 Tropfen über 20 kg Tiergewicht
Uncaria tomentosa – Katzenkralle 50 mg pro Tag
Cistus incanus – Kretische Zistrose 5 Tropfen unter 20 kg 10 Tropfen über 20 kg Tiergewicht
Scutellaria baicalensis – Baikal Helmkraut 50 mg pro Tag
Juglans nigra – schwarze Walnuss 5 Tropfen unter 20 kg 10 Tropfen über 20 kg Tiergewicht
Worauf muss bei der Gabe der Kräuter geachtet werden?
In Studien wird generell mit Extrakten bzw. getrockneten Pflanzen gearbeitet. Pflanzen als Tee aufzugießen und davon eine Wirkung zu erwarten, ist bei schweren Erkrankungen relativ aussichtslos. Getrocknete Pflanzen sind meist einfach zu verabreichen und haben nicht so viel Volumen wie frische Pflanzen. Von den o.g. Pulvern sollte man mindestens 3 kombinieren. dabei ist zu beachten, dass auch bei natürlichen Pflanzen Unverträglichkeiten bzw. Allergien bestehen können. Also immer erst ein Präparat ausprobieren und sollte es verträglich sein, dann das nächste Therapeutikum dazu nehmen. Bitte nicht alles auf einmal sofort von heute auf morgen geben.
Achtung Erstverschlimmerung Herxheimer
Zu berücksichtigen ist auch, dass es ggf. zu Erstverschlimmerungen bzw. der sogenannten Jarisch- Herxheimer-Reaktion kommen kann. Schwer kann es natürlich werden eine Unverträglichkeit gegenüber der Pflanze – eher Richtung Jucken, Ausschlag, Husten – von einer Herxheimer Reaktion – eher Richtung Fieber und Schlappheit – abzugrenzen. Herx wird dadurch ausgelöst, dass sich der im Körper befindliche Erreger wehrt bzw. im Todeskampf bildlich gesprochen um sich schlägt. Dabei setzt der zu bekämpfende Krankheitskeim vermehrt Toxine frei, eben die Stoffwechselendprodukte, die sonst kontinuierlich freigesetzt werden. Auf diese plötzliche Freisetzung der Giftstoffe reagiert das Immunsystem des Wirts, was sich in Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Schlappheit und Schmerzen äußern kann. Im Prinzip können alle vorherigen Symptome nun verstärkt auftreten, müssen aber nicht. Wichtig ist, dass Ihr Tier in dieser Phase genug trinkt und keinen zusätzlichen Stress hat wie sportliche Aktivitäten oder zusätzliche Medikamentengabe. Diese Herxheimer Reaktion muss nicht auftreten, kann aber – wenn sie auftritt – 1 bis 3 Tage anhalten. Ggf. können Sie die Dosierung halbieren und erst nach Abklingen der Reaktion wieder langsam steigern.